[SL] Was und Warum, nicht Wer

Ich bin ein großer Fan der Ursachenanalyse mit “5 Whys”. Aber wenn man einfach so hartnäckig immer weiter “Warum?” fragt, gibt es manchmal irritierte Reaktionen. Mitmenschen fühlen sich dann schnell angegriffen, wer hat schon Lust, sich seine Fehler unter die Nase reiben zu lassen, und auf längst überwundenen Problemen herumzureiten?

Wenn die Leute in Verteidigungshaltung gehen, läuft etwas schief. Es geht ja nicht darum, die Schuld angemessen zuzuteilen. Statt dessen: Wir sitzen hier auf derselben Seite – nicht ich kritisiere Dich, sondern wir beide versuchen, herauszufinden Was passiert ist und Warum es passiert ist, damit wir ähnliche Probleme in der Zukunft verhindern können.

Es hilft sehr, wenn man das explizit ankündigt. Statt ohne Vorwarnung eine Breitseite von Fragen abzufeuern, sage: “Wollen wir dazu mal eine 5 Whys Analyse machen?”

Wer etwas falsch gemacht hat, ist sowieso selten relevant. Dass die Schuld zu 100% bei einem Einzelnen liegt, ist wohl nur bei Sabotage der Fall. Aber auch da könnten wir noch fragen: Warum reicht Fehlverhalten eines Einzelnen aus, um so negative Folgen hervorzubringen? Ein großer Teil der Ursachen liegt jenseits des Einflussbereichs eines Individuums “im System”, und bei Vorgesetzten (die oft diejenigen sind, die eine hochnotpeinliche Untersuchung durchführen). Man kann das so zuspitzen: Wenn die “5 Whys”-Kette bei einer Person endet (“Weil Peter kein Backup gemacht hat.”), dann ist man mit der Analyse noch nicht fertig.

“5 Whys” ist also ein bißchen subtiler, als nur “hartnäckig weiter fragen”. Aber wenn es einfach wäre, würden es alle machen. Eine interessante Podcast-Episode zum Thema: How to Use the “5 Why” Method with Jon Miller (33 Minuten)

Matthias Berth

Alle Emails